Ein Text von Richard Kämpf, Leiter Ressort Tourismuspolitik, Staatssekretariat für Wirtschaft

Auch die nächsten Jahre werden für die städtischen Tourismusunternehmen herausfordernd sein. Der Bund unterstützt sie in der Erholungsphase im Rahmen des Recovery Programms mit 60 Millionen Franken. Mittelfristig ist Zuversicht angebracht. Die Städte werden voraussichtlich relativ rasch wieder zu ihrer Rolle als Wachstumsmotoren für das Tourismusland Schweiz zurückfinden. Für den Geschäftstourismus ist allerdings von länger anhaltenden Einbussen auszugehen. Zudem akzentuiert sich generell im Schweizer Tourismussektor der Fachkräfte- und Personalmangel.

Tourismus in den Städten

Der Schweizer Tourismus hat die Corona Pandemie schmerzhaft zu spüren bekommen. Dies gilt im Besonderen für den Tourismus in den Städten. Sowohl der Leisure-Städtetourismus sowie auch der für die Städte zentrale Geschäftstourismus sind regelrecht eingebrochen. Eindrücklich zeigen dies die Logiernächtezahlen. Im Jahr 2020 mussten etwa die vom internationalen Tourismus und vom Geschäftstourismus geprägten grossen Städte eine Einbusse der Logiernächtezahlen um nicht weniger als 65 Prozent hinnehmen. Im Jahr 2021 verbesserte sich zwar allmählich die Situation, die Nachfrage blieb aber auch vergangenen Jahr markant unter dem Vorkrisenniveau.

Stützungsmassnahmen helfen

Die Auswirkungen des historisch grossen Nachfrageeinbruchs im Städte- und Geschäftstourismus waren für die betroffen Tourismusakteure äusserst schmerzhaft. Nur dank den umfangreichen staatlichen Unterstützungsmassnahmen konnte ein eigentlicher Zusammenbruch verhindert werden. Zentral waren und sind nach wie vor insbesondere die Kurzarbeitsgelder, die Covid-19 Kredite sowie das Härtefallprogramm.

Recovery Programm

Auch im Rahmen der Tourismuspolitik sind Massnahmen ergriffen worden. Zu erwähnen ist unter anderem das vom Bundesrat im September 2021 beschlossene Recovery Programm für den Schweizer Tourismus. Im Rahmen dieses Programms wird der Schweizer Tourismus im Zeitraum 2022 bis 2026 bei der Erholung von der Corona Krise gezielt mit zusätzlichen 60 Millionen Franken unterstützt. Der Städte- und Geschäftstourismus bildet einen Schwerpunkt des Recovery Programms.

Intakte Zukunftsperspektiven

Die mittelfristigen Perspektiven für die Städte als Tourismusdestinationen stimmen trotz der momentanen Herausforderungen zuversichtlich. Beim Leisure-Städtetourismus ist von einer raschen Erholung der Nachfrage auszugehen. Städte- und Kulturreisen waren vor der Corona Krise weltweit ein Wachstumstreiber im Tourismus. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Corona Pandemie daran nichts Grundlegendes geändert hat. Die Schweizer Städte sind zudem mit ihrer überschaubaren Grösse, ihrem breiten touristischen Angebot und der Nähe zu den landschaftlichen Attraktionen des Tourismuslandes Schweiz für eine erfolgreiche Zukunftsentwicklung als Tourismusdestinationen prädestiniert.

Strukturwandel im Geschäftstourismus   

Länger dauern dürfte die Erholung beim Geschäftstourismus. Die grosse Frage hierbei ist, ob sich der Geschäftstourismus überhaupt je wieder auf das Vorkrisenniveau erholen wird. Es gibt einige Evidenz, dass dies auf absehbare Zeit nicht der Fall sein wird, wobei die Schätzungen zum Ausmass der dauerhaften Einbussen stark auseinander gehen. Insgesamt erscheint eine Grössenordnung von längerfristigen Einbussen um die 20 Prozent durchaus denkbar zu sein. Allerdings bestehen hierzu nach wie vor grosse Unsicherheiten und es gilt auch zu beachten, dass sich das sowohl für die Welt als auch für die Schweiz zukünftig erwartete Wirtschaftswachstum grundsätzlich stimulierend auf den Geschäftstourismus auswirken wird.

Kleinere Anlässe gefragter

Zu beachten ist auch, dass sich die einzelnen Bereiche des Geschäftstourismus in der Geschwindigkeit und im Ausmass ihrer Erholung unterscheiden dürften. So ist die Situation im Messe- und Kongresstourismus sicher anders zu beurteilen als im Individual-Geschäftstourismus. Beim Messe- und Kongresstourismus dürfte es vor allem zu einem Strukturwandel kommen in Richtung kleinere und hochwertigere Anlässe. Beim Individual-Geschäftstourismus wird entscheidend sein, wie in der Unternehmenswelt die Reisebestimmungen aufgrund der während der Corona Pandemie mit Online-Meetings und Home-Office gemachten Erfahrungen verändern werden.

Herausfordernder Arbeitsmarkt

Eine grosse Herausforderung für den Städte- und Geschäftstourismus ist – wie für den Schweizer Tourismus generell – die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die Corona Pandemie hat zu einer substanziellen Verschärfung des Fachkräfte- und Personalmangels geführt. Ein Teil der Arbeitskräfte hat den Tourismussektor verlassen und es ist davon auszugehen, dass ein negativer Imageeffekt – der Tourismus war als Krisensektor während der Corona Pandemie omnipräsent – zumindest vorübergehend zu einer zusätzlichen Herausforderung insbesondere bei der Rekrutierung von Arbeitskräften führen wird.

Neue Arbeitsmodelle

Hinzu kommt, dass die Corona Pandemie den Druck auf die im Branchenvergleich nicht sehr attraktiven Arbeitsbedingungen im Tourismussektor erhöht hat. Für den Tourismussektor ist zeitlich und räumlich flexibles Arbeiten nur beschränkt umsetzbar und es wird sich zeigen müssen, ob und wie ausgeprägt sich die diesbezüglichen Erwartungen der Arbeitskräfte durch die während der Pandemie gemachten Erfahrungen verändert haben. Auf jeden Fall sind die Tourismusakteure gefordert, ihre Anstrengungen zur Attraktivitätssteigerung ihrer Arbeitsplätze zu intensivieren. Dem Städte- und Geschäftstourismus könnte hier eine Vorreiterrolle zukommen z.B. mit dem raschen und konsequenten Einführen neuer Arbeitsmodelle und -formen.