Intakte Landschaft und Urbanität auf engem Raum: Das zeichnet das Baselbiet aus, findet Tobias Eggimann, Geschäftsführer von Baselland Tourismus. Die Zusammenarbeit mit der Tourismusorganisation der Stadt Basel ist eng – sei es für die Organisation des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes 2022 oder bei der Vermarktung der Baselbieter Seminarhotels.
EventEmotion: Tobias Eggimann, wie wichtig ist der Tourismus für Baselland?
Tobias Eggimann: Baselland kann man natürlich nicht mit den klassischen Tourismuskantonen Graubünden, Bern, Wallis und Tessin vergleichen. Wir haben hier eine andere Ausgangslage. In der Grossregion Basel wohnt knapp eine Million Menschen. Wenn wir diese Menschen für Ausflüge in die Region mobilisieren können und bewirken, dass sie auf ihre Region stolz sind, dann haben wir schon viel erreicht. Unsere Philosophie ist es denn auch, dass wir stark den Binnenmarkt bespielen.
Wer Basel sagt, denkt zunächst an die Stadt. Wie ist das Verhältnis von Baselland und Stadt Basel? Steht man da in ewiger Konkurrenz oder ist man partnerschaftlich unterwegs?
Wir arbeiten sehr gut mit Basel Tourismus zusammen, vor allem auch weil wir eine ergänzende Positionierung haben. Basel Tourismus fokussiert klar auf Kongress-, Messe- und Kulturtourismus und spricht damit internationale Märkte an. Wir arbeiten – gerade im Freizeittourismus ohne Übernachtungen – in erster Linie regional. Basel Tourismus ist mit über 50 Beschäftigten natürlich auch eine viel grössere Geschäftseinheit und hat für jedes Einzelgebiet einen Spezialisten. Wir sind vier Personen und dementsprechend froh, wenn wir uns ab und zu beim grossen Partner anlehnen können. Konkretes Beispiel dafür ist das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022. Da werden wir eng kooperieren, da Basel Tourismus grosse Erfahrung im Reservationsmanagement hat. Es wäre nicht intelligent, wenn wir das alles auf eigene Faust abwickeln möchten.
Kooperieren Sie auch im MICE-Bereich?
Ja. Wir haben mit Basel Tourismus eine strategische Partnerschaft für die Vermarktung von Tagungs-, Kongress- und Eventstandorten abgeschlossen. Das ist wichtig. Ein Auswärtiger, der ein Seminarhotel sucht, kommt kaum auf die Idee bei Google „Baselland“ und „MICE“ einzugeben. Er tippt allenfalls „Basel“ ein. Deshalb müssen unsere Betriebe dort aufgelistet sein.
Was beinhaltet die Partnerschaft genau?
Die grossen Seminarhotels im Kanton Baselland ‒ es sind rund 15 Betriebe ‒ werden vom Convention Pool Basel aktiv mitvermarktet und erhalten eine Präsenz auf der Plattform basel-meeting.com. Dafür zahlen wir einen Pauschalbetrag. Im Rahmen dieser Arbeiten haben wir auch bemerkt, dass der Begriff Baselland in der Restschweiz nicht so präsent ist. Deshalb funktioniert auf der Online-Plattform der Begriff „Tagen im Grünen“ besser als das Schlagwort „Baselland“. Es geht um das Bedürfnis. Die Leute wollen in einem Betrieb im Grünen tagen, wo sie noch frische Luft schnappen und sich die Füsse vertreten können.
Welchen Anteil an den Logiernächten hat der Geschäftstourismus in Baselland?
Wir verzeichnen rund 300‘000 Hotellogiernächte pro Jahr. Ich schätze, dass 75 bis 80 Prozent auf den Geschäftstourismus entfallen. Die meisten unserer Hotelbetriebe sind in erster Linie auf den Geschäftstourismus ausgerichtet.
Sind Sie zufrieden mit der generellen Logiernächte-Entwicklung?
Die Hotelübernachtungen haben sich seit 2016 bei 300‘000 pro Jahr eingependelt. Vorher hatten wir ein sukzessives Wachstum von 190‘000 auf 300‘000. Ich bin eigentlich zufrieden, dass wir die Anzahl Logiernächte halten konnten, da sich die Bettenstruktur in der Grossregion Basel massiv verändert hat. Es hat in den letzten zehn Jahren extrem viele neue Hotels gegeben – allein in der Stadt Basel reden wir von 3600 zusätzlichen Betten. Die neuen Hotels im benachbarten Ausland sind da noch nicht einmal mitgerechnet. Als Tourismusorganisation können wir die Logiernächte aber sowieso nur indirekt beeinflussen. Wir verstehen uns deshalb als Service-Dienstleister, der einen guten Job in der Kommunikation macht, zeitgemässe Strukturen schafft und neue Angebote wie das elektronische Mobility-Ticket für Übernachtungsgäste entwickelt.
Solche Mobility-Tickets kennen ja mittlerweile viele Destinationen…
Das stimmt. Wir sind aber vielen einen Schritt voraus. Unser Mobility-Ticket, das über die Gasttaxe finanziert wird, ist vollständig digital. Das bedeutet, dass unser Seminargast bereits im Vorfeld seines Aufenthalts ein automatisiertes Email erhält. Es ist mit einem Link versehen, über den der Gast sein ÖV-Ticket selber ausstellen kann. Wenn er das macht, erhält er einen QR-Code, den er auf dem Smartphone abspeichern oder ausdrucken kann. Das ist dann sein Fahrausweis für den ganzen Aufenthalt inklusive An- und Abreise. Das Ticket ist auf dem ganzen Streckennetz des Tarifverbunds Nordwestschweiz gültig. Zudem ist das Mobility-Ticket mit einem Gästepass kombiniert. Dieser bietet Rabatte bei 20 Partnern von der Luftseilbahn Region Wasserfallen bis zu Museen in der Stadt Basel.
Ihre Pläne für die Zukunft?
Nächstes Jahr planen wir etwas Spannendes. Wir möchten mit dem Unternehmen Yext eine Online-Plattform realisieren, die es den Betrieben ermöglichen wird, ihren digitalen Content so zu verwalten, dass Suchmaschinen nur noch verifizierte Aussagen absaugen. Das funktioniert wie ein digitaler Hub. Wir warten aber noch auf grünes Licht, denn wir rechnen mit Kosten in sechsstelliger Höhe, um 50 Betriebe nachhaltig, digital abzubilden.
Ein waschechter Baselbieter
Tobias Eggimann (43) ist im Baselbiet aufgewachsen und wohnt auch heute mit seiner Familie im Baselbieter Tafeljura. Seit 2011 ist der Tourismusfachmann und Absolvent eines MBA mit Vertiefung in Dienstleistungsmanagement an der Fachhochschule/Universität St. Gallen als Geschäftsführer bei Baselland Tourismus tätig. Baselland Tourismus ist als kantonale Dachorganisation der touristischen Leistungsträger für die Tourismusförderung zuständig. Dabei sorgt die Organisation für den Marktauftritt, engagiert sich zusammen mit Partnern für die Entwicklung touristischer Dienstleistungen und ist eine Anlaufstelle für Gästeanfragen aller Art.