Sieben europäische Länder, 8000 TeilnehmerInnen, ein Bericht: Das französische Hotel- und Gastgewerbe-Unternehmen Accor hat im vergangenen Oktober eine grössere internationale Reisestudie durchgeführt. Befragt wurden ausschliesslich Personen, die für 2025 eine Reise ins In- oder Ausland geplant haben. Allgemein zeigt die Untersuchung, dass das Reisen bei den EuropäerInnen weiterhin grösste Priorität geniesst: Die Befragten wollen mehr reisen, und über die Hälfte davon gab an, mehr Geld dafür ausgeben zu wollen.

Andererseits gewinnen auch Überlegungen zur Nachhaltigkeit an Bedeutung. Die europäischen Reisenden räumten in der Reisestudie ein, dass sie 2025 die negativen Umwelt-Auswirkungen ihrer Reisen aktiv verringern möchten. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Positionen vereinen? Gerade im Sektor der Geschäftsreisen skizziert der Bericht Handlungsoptionen.

Geschäftsreisen haben sich 2024 wieder etabliert. © AdobeStock / leszekglasner

Workations ziehen an

Geschäftsreisen seien 2024 «zurückgekehrt» und hätten «alle Erwartungen übertroffen», heisst es in der Accor-Studie. Der Wert von persönlicher Interaktion müsse allerdings gegen die Notwendigkeit abgewogen werden, den CO2-Fussabdruck von Geschäftsreisen «zu minimieren und zu rechtfertigen». Einen Lösungsansatz sehen die Autoren im Bereich der «Workation», also darin, Arbeitsreisen mit eigener Freizeit zu kombinieren. Dadurch liessen sich Reisen zielgerichteter gestalten und die Gesamtreisen pro Mitarbeiter reduzieren. Die Untersuchung scheint jedenfalls zu belegen, dass Workation-Reisen generell zunehmen: Jeder vierte europäische Befragte gab an, für 2025 mindestens eine kombinierte Arbeits- und Freizeitreise ins Ausland zu planen. Bei der letzten Befragung von Accor im vergangenen Jahr waren es nur 19 Prozent gewesen.

Verlängern oder anhängen?

Wie genau lässt sich das Workation-Vorhaben vor Ort umsetzen? 13 Prozent der TeilnehmerInnen erklärten, ihre geplanten Ferien 2025 verlängern zu wollen, um am jeweiligen Reiseziel noch zu arbeiten. Bei den 18- bis 34-Jährigen strebt dies sogar jeder Fünfte an. Umgekehrt gaben elf Prozent der Befragten an, dass ihr Arbeitgeber sie dabei unterstütze, eine Geschäftsreise mit einer Ferienreise zu kombinieren (bei der letzten Studie waren es noch sieben Prozent gewesen). Über ein Viertel der 25- bis 34-Jährigen meinte allgemein, dass Workation eine unkomplizierte Möglichkeit darstelle, solange gute Internetverbindungen verfügbar sind. Das Konzept der kombinierten Arbeitsund Freizeitreisen werde somit zu einer Normalität, die Reiseunternehmen in ihren Angeboten berücksichtigen müssten.

Kommt ein Boom von Langstreckenreisen? © AdobeStock / Ryan

Unternehmen in der Pflicht

«Da Geschäftsreisen im Jahr 2024 mit aller Macht zurückgekehrt sind, könnte es dieses Jahr zu einem Wiederaufleben von Langstreckenreisen kommen», schreiben die Autoren der Reisestudie. Die Wachstumskurve in der Branche zeige langfristig nach oben. Doch dies bringt eben auch Herausforderungen mit sich. Die Folgen des Klimawandels und des Overtourism haben grosse Auswirkungen auf kulturelle Stätten, die Natur und auf lokale Gemeinschaften. Somit sei es wichtig, Lösungen zum Schutz der Ressourcen zu finden. Gerade der Sektor der Geschäftsreisen liesse sich jedoch viel rascher zum Besseren verändern, sei es wegen gestiegener Anforderungen an die Berichterstattung oder wegen dem Reputationsmanagement. «Grössere Ambitionen zu setzen, mutigere Entscheidungen zu treffen, schärfere Massnahmen umzusetzen, alte Gewohnheiten in Frage zu stellen und hellere Visionen zu entwickeln, ist wichtiger denn je», schliessen die Autoren.

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