Das SECO ist daran, die aktuelle Tourismusstrategie des Bundes zu erneuern. Eine entsprechende Vorlage soll dem Bundesrat im Sommer 2026 vorgelegt werden. Als eine wichtige Grundlage hierfür hat sich das SECO insbesondere mit den Zukunftsthemen für den Schweizer Tourismus beschäftigt und hierzu unter anderem auch eine Umfrage unter wichtigen Entscheidungsträgern im Schweizer Tourismus durchgeführt. Aus diesem Prozess haben sich sechs wichtige und für die Tourismuspolitik des Bundes relevante Zukunftsthemen ergeben.

Administrative Belastung

Die administrative Belastung aufgrund des Erfüllens regulatorischer und bürokratischer Auflagen ist für die touristischen Unternehmen eine der grössten Herausforderungen. Insbesondere für Klein- und Kleinstbetriebe sind das Ein halten und Befolgen behördlicher Vorgaben und Auflagen mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Für die kommenden Jahre ist davon auszugehen, dass sich dies nicht ändern wird. Im Gegenteil ist aufgrund des sich immer rascher wandelnden Umfelds und eines komplexer werdenden Regulierungsumfelds davon auszugehen, dass die administrative Belastung der Tourismusunternehmen eher steigen als sinken wird. Für die anstehende Erneuerung der Tourismusstrategie heisst das für das SECO, dass Bemühungen zur administrativen Entlastung der Tourismusunternehmen einen hohen Stellenwert einnehmen müssen.

Krisenanfälligkeit des Tourismus

Die touristische Nachfrage reagiert ausgesprochen stark auf Krisen aller Art. Wirtschaftliche Einbrüche, Währungsschwankungen, geopolitische Verwerfungen oder Ereignisse wie die Corona-Pandemie führen regelmässig zu markanten Einbrüchen der touristischen Nachfrage. Gleichzeitig ist auch charakteristisch für den Tourismussektor, dass er sich jeweils sehr rasch wieder aus der Krise erholt. Eindrücklich erleben wir das seit dem Ende der Corona-Pandemie mit dem Erreichen neuer Spitzenwerte innerhalb ein paar weniger Jahre. Die Krisenanfälligkeit des Tourismus hat auch für die Zukunft Gültigkeit. So kann sich etwa der aktuell drohende globale Zoll- und Handelskrieg zu einer ernsthaften Bedrohung für den Schweizer Tourismus entwickeln. Bei der Erneuerung der Tourismusstrategie beabsichtigt das SECO vor diesem Hintergrund, Strategien und Massnahmen zur Abfederung der Krisenanfälligkeit zu priorisieren.

Tourismuspolitische Brennpunkte: Digitalisierung und Fachkräftemangel. © stock.adobe.com, Drobot Dean

Personal- und Fachkräftemangel

Der Tourismussektor hat in der Schweiz seit längerem einen schweren Stand auf dem Arbeitsmarkt. Dies hat mit teilweise zu wenig attraktiven Arbeitsbedingungen sowie der Lohnkonkurrenz durch andere Branchen zu tun. Es ist zu erwarten, dass sich der Personalund Fachkräftemangel im Tourismus in Zukunft eher zuspitzen als entspannen wird. Wesentlich hierfür ist insbesondere die demografische Entwicklung und die Zahl an Menschen im erwerbstätigen Alter, die sich in Zukunft verringern wird. Das SECO wird dem Personalund Fachkräftemangel als strategischem Zukunftsthema für den Schweizer Tourismus eine grosse tourismuspolitische Bedeutung beimessen.

Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung

Mit dem starken Wachstum des Tourismus in den letzten Jahren ist die Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung zu einem wichtigen Thema geworden. Zwar gibt es in der Schweiz kein generelles «Overtourism»-Problem, aber zu gewissen Zeiten kommt es an einzelnen Orten durchaus zu Kapazitätsengpässen. Das SECO erwartet, dass die Diskussionen um einen ausbalancierten Tourismus, der im Einvernehmen mit der ansässigen Bevölkerung stattfindet, anhalten werden. Es braucht hier dementsprechend in der Tourismuspolitik des Bundes neue Ansätze, z.B. eine Ergänzung der Nachfrageförderung durch eine Nachfragelenkung.

Anpassungsdruck durch Klimawandel

Es ist unbestritten, dass der Klimawandel zu einem grossen Anpassungsdruck im Tourismus führt. Im Winter stellt sich die Frage, wo und in welcher Form in Zukunft schneesportabhängiger Tourismus noch möglich sein wird und welche Investitionen, insbesondere in Skigebieten, mittel- bis langfristig sinnvoll sind. Generell sind die Schweizer Tourismus-Destinationen gefordert, sich zu diversifizieren und den Ganzjahrestourismus zu stärken. Und der Tourismussektor ist auch gefordert, seine Verantwortung in der Dekarbonisierung der Wirtschaft wahrzunehmen und seinen Beitrag dazu zu leisten im Sinne der Netto-Null-Klimagasemissionen im Jahr 2050. Bei der Erneuerung der Tourismusstrategie des Bundes spielt der Klimawandel eine zentrale Rolle, wobei eine enge Abstimmung mit der Klimapolitik des Bundes vorgenommen wird.

Digitaler Reifegrad

Trotz erzielter Fortschritte in den letzten Jahren bleibt die Bewältigung des digitalen Wandels für den Schweizer Tourismus eine grosse Herausforderung, insbesondere da sich dessen Geschwindigkeit – zumindest gefühlt – laufend beschleunigt. Dabei geht das SECO davon aus, dass die Bewältigung des digitalen Wandels hauptsächlich Aufgabe der touristischen Unternehmen und Akteure selbst ist. Zu den zentralen Herausforderungen, bei denen der Bund eine Rolle spielen kann, zählen der Mangel an einheitlichen Datenstandards oder die mangelhafte Koordination unter den touristischen Akteurinnen. Bei der Erneuerung der Tourismusstrategie des Bundes wird die Digitalisierung weiterhin einen wichtigen Stellenwert einnehmen.

Richard Kämpf
Stv. Leiter Direktion für Standortförderung
Leiter Ressort Tourismuspolitik
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
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