Gibt es aufgrund des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz bereits merkbare Veränderungen bei der Planung und Durchführung von Business Events? Welche Herausforderungen bringen diese mit sich?

In der Branche insgesamt wird KI erst teilweise als Arbeitsinstrument eingesetzt, das volle Potenzial ist sicherlich noch nicht ausgeschöpft. Bei generativer KI sind gewisse Datenschutz- und Copyright-Richtlinien zu beachten (beispielsweise das neue KI-Gesetz der EU, wobei rechtlich noch viele Fragen offen sind). Ansonsten begrüssen wir, wenn mit neuen Technologien experimentiert wird. Die grösste Herausforderung ist, sich mit den Innovationen aktiv auseinanderzusetzen und den Anschluss nicht zu verpassen. Wir beteiligen uns als Made in Bern AG ebenfalls aktiv an Projekten im Bereich KI und Tourismus.

Gibt es Beispiele für KI-Anwendungen, die bereits erfolgreich in der Organisation von Business Events eingesetzt werden? Welchen spezifischen Nutzen bieten diese Anwendungen?

KI wird bereits als Alltagsarbeitsinstrument eingesetzt, um Texte zusammenzufassen, Prozesse und Events zu planen und auszuwerten und vieles mehr. Am Event selbst wird generative KI auch bereits angewendet. So kann beispielsweise eine Führungsperson per Video die Delegation aus Japan in fliessendem Japanisch begrüssen, ohne die Sprache zu sprechen.

Lino Gross-Erne, Leiter Digital & Kommunikation bei der Tourismusorganisation Made in Bern. © zVg
Nachhaltigkeit ist ein zunehmend wichtiges Thema bei Business Events. Wie kann Künstliche Intelligenz dabei helfen, Veranstaltungen umweltfreundlicher und inklusiver zu gestalten?

Je immersiver und interaktiver digitale und hybride Events gestaltet werden können, desto mehr lohnt sich ein solches Format. Predictive Analytics können helfen, benötigte Ressourcen von Events wie Verpflegung optimal einzuschätzen. Auch ist der generelle Effizienzgewinn bei der Organisation von Events oder Prozessen wie Protokollführung mithilfe von KI nicht zu unterschätzen. Dabei ist jedoch zu vermerken, dass das Thema Nachhaltigkeit beim Gebrauch von generativer KI, welche enorme Mengen an Energie verbraucht, bisher bei weitem nicht genügend behandelt worden ist. Im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit können mit generativer KI enorme Fortschritte erzielt werden – beispielsweise in Form von Simultanübersetzungen ohne menschliche Hilfe in jede erdenkliche Sprache oder Live-Textausgabe von Gesprochenem für Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen.

Welche Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz sehen Sie in den nächsten fünf Jahren auf die MICE-Branche zukommen, und wie sollten Veranstaltungsplaner sich darauf vorbereiten?

Generative KI macht zurzeit unglaubliche Vorwärtsschritte im Wochentakt. Wo die Reise in fünf Jahren hingeht, kann wohl zurzeit niemand akkurat einschätzen. Wichtig ist, sich stets mit Offenheit mit den neuen Möglichkeiten im Meeting-Bereich auseinanderzusetzen und den Mut zu haben, etwas auszuprobieren.