Gefordert sind die touristischen Akteure auch darin, die Chancen des Velo-Booms konsequent zu nutzen. Insbesondere indem neue touristische Angebote und Produkte entwickelt werden. Zudem gilt es Herausforderungen anzugehen wie etwa einen forcierten Ausbau der heute ungenügenden Veloinfrastrukturen. Insgesamt ist die Zusammenarbeit zwischen dem Mobilitäts- und dem Tourismussektor zu vertiefen und zu erweitern.

Ohne Mobilität kein Tourismus

Mit welchem Ziel wir auch immer unsere Koffer, Taschen und Rucksäcke packen – ob für Wanderferien, Spa-Aufenthalte, Geschäftsreisen oder Städtetrips – die bleibende Konstante ist der Ortswechsel – die Reise. Oder anders ausgedrückt: Ohne Mobilität gibt es keinen Tourismus. Trotz ihrer zentralen Bedeutung – zwischen 20 und 25 Prozent der touristischen Wertschöpfung in der Schweiz fallen in der Verkehrsbranche an – ist das Erfassen und Verstehen der touristischen Mobilität herausfordernd, gerade weil es viele verschiedene Mobilitätsformen gibt. So gilt es etwa den touristischen Binnenverkehr in der Schweiz zu unterscheiden vom Incoming Verkehr und vom Transitverkehr.

Lokomotiven der touristischen Montreux-Oberland Bahnen. © Shutterstock / Michael Derrer Fuchs

Transportunternehmen sind auch Tourismusunternehmen

Ein zentrales Gliederungsmerkmal für die touristische Mobilität ist die Aufteilung in den Individualverkehr und den öffentlichen Verkehr. Diese und andere Gliederungsmerkmale der touristischen Mobilität werden zurzeit vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE in einem gemeinsamen Projekt untersucht. Ersten Schätzungen zur Folge dürfte der ÖV in der Schweiz etwa einen Viertel der touristischen Mobilität ausmachen, gemessen an der Anzahl zurückgelegter Personenkilometer pro Jahr. Dementsprechend spielen die Transportunternehmen für die touristische Mobilität eine grosse Rolle. Und viele dieser Transportunternehmen kümmern sich nicht nur um den Transport von Personen, sondern sind selber eigentliche Tourismusunternehmen und bieten eigene touristische Angebote an. Beispiele für stark auf den Tourismus ausgerichtete Transportunternehmen sind die Matterhorn-Gotthard Bahnen oder die Montreux-Oberland Bahnen. Im Ausbau des Zusammenspiels zwischen Transportunternehmen und den touristischen Akteuren in den Destinationen besteht denn auch noch viel Entwicklungspotenzial.

Velo-Boom als grosse Chance

für den Schweizer Tourismus Ein riesiges Potenzial für den Schweizer Tourismus wird momentan durch den Velo-Boom ausgelöst. Velofahren wird als Mobilitätsform in der Schweiz generell wichtiger, ausgelöst durch Faktoren wie steigendes Gesundheitsbewusstsein, die zunehmende Dringlichkeit zur Dekarbonisierung der Mobilität sowie den rasanten Bedeutungsgewinn der Elektrovelos. Der zu beobachtende Velo-Boom ist für den Schweizer Tourismus eine grosse Chance, insbesondere auch zur Förderung des Ganzjahrestourismus und zur Stärkung der Positionierung der Schweiz als ausgeprägte Outdoor-Destination. Damit diese Chance wirklich genutzt werden kann, gilt es einige Herausforderungen anzugehen. Zuallererst ist dabei die Veloinfrastruktur zu nennen, die es auszubauen gilt. Es gibt vielerorts Engpässe, insbesondere bei den Verkehrsflächen fürs Velofahren beziehungsweise den Trails fürs Biken, aber etwa auch bei den Transportmöglichkeiten für Velos im öffentlichen Verkehr sowie bei den Bergbahnen. Hier braucht es mutige Schritte in die Zukunft, eine Grundlage hierzu bildet das auf den 1. Januar 2023 in Kraft getretene nationale Veloweggesetz.

Die touristische Vermarktung der Schweiz als Veloland hat noch Luft nach oben. © Shutterstock / Mike Dotta

Zu verbessern ist zweitens auch die Zusammenarbeit zwischen den Velo- und den Tourismusakteuren. Auf nationaler Ebene herrscht momentan mehr ein Nebeneinander als ein Miteinander der verschiedensten Velo- und Tourismusverbände, was für das Voranbringen gemeinsamer Anliegen hinderlich ist. Und als dritter Optimierungsansatz ist die touristische Produktentwicklung und die Vermarktung als Veloland zu erwähnen. Für das steigende Interesse an Velo- und Bikeferien besteht in der Schweiz aktuell ein noch zu wenig vielfältiges Angebot. Auch wird die Schweiz international noch zu wenig als Veloland wahrgenommen. Dies gilt es zu verändern.

Zusammenarbeit zwischen Mobilitäts- und Tourismussektor ausbauen

Die obenstehend aufgeführten Themen zeigen, wie entscheidend wichtig die Entwicklungen im Mobilitätssektor für das Tourismusland Schweiz sind und es liessen sich viele weitere Beispiele hierfür anbringen. Dementsprechend ist es unabdingbar, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Mobilitäts- und dem Tourismussektor konsequent weiter ausgebaut wird. Einen Beitrag hierzu will das SECO mit dem Tourismus Forum Schweiz TFS (www.tourismusforumschweiz.ch) leisten. Die TFS Jahresveranstaltung 2023, welche am 22. November im Verkehrshaus Luzern stattfinden wird, bietet eine Plattform, um wichtige Schnittstellenthemen zwischen Mobilitäts- und Tourismussektor zu vertiefen, das gegenseitige Verständnis zu verbessern und die notwendigen Netzwerke auszubauen.

Text: Richard Kämpf, Leiter Ressort Tourismuspolitik, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO / www.seco.admin.ch