«Traue keinem WLAN»
Geschäftsreisen haben sich dank moderner Kommunikations-Mittel gewandelt. Wie erleichtern eSIM und andere digitale Innovationen den Alltag von Businessreisenden? Experte Paul Frutiger ordnet im Interview ein.

Geschäftsreisen haben sich dank moderner Kommunikations-Mittel gewandelt. Wie erleichtern eSIM und andere digitale Innovationen den Alltag von Businessreisenden? Experte Paul Frutiger ordnet im Interview ein.
Technische Innovationen brachten der mobilen Kommunikation einen Quantensprung. Sie erlauben es heute, Meetings, Präsentationen und auch Vorstellungsgespräche auf Distanz abzuhalten, ja, sogar Online-Partys zu feiern. Dennoch bleiben persönliche Begegnungen vor Ort – sei es bei Konferenzen, Messen oder anderen Veranstaltungen – unverzichtbar, lassen sich durch Videocalls nicht ersetzen. Wer auf Geschäftsreise ist, kann heute komfortabler, produktiver und auch sicherer arbeiten und kommunizieren. Wie funktioniert das effiziente Zusammenspiel zwischen zentralen IT-Systemen, Notebooks, Smartphones und anderen mobilen Geräten? «EventEmotion» hat dafür mit Paul Frutiger, einem Experten für mobiles Arbeiten und digitale Transformation, gesprochen. Er ebnet zahlreichen Unternehmen und Personen den Weg in ihre digitale Zukunft und weiss, welche Geräte, Anschlüsse und Netzwerke sich für Vielreisende eignen. Zur Veranschaulichung begleitet Frutiger im Rahmen eines Interviews die fiktive Person Petra K., eine international tätige Zürcher Tourismusfachfrau, auf ihrer Geschäftsreise von Zürich über Frankfurt nach Bangkok.
Zürich, 7.59 Uhr: Tourismus-Managerin Petra K. steigt am Hauptbahnhof in den Zug nach Frankfurt. Unterwegs möchte sie arbeiten, ihre E-Mails checken und um 9.30 Uhr an einem virtuellen Team-Meeting teilnehmen.
Herr Frutiger, soll sich Petra ins W-LAN der Bahngesellschaft einloggen oder empfehlen Sie eine andere Netzverbindung?
In vielen Zügen ist das WLAN oft sehr ausgelastet und wiederholt instabil. Ich empfehle daher, immer den Hotspot des Smartphones zu nutzen, besonders für einen Video-Call, der eine zuverlässige Verbindung braucht.
Im Abteil ist es recht laut, keine idealen Voraussetzungen für ein wichtiges Online-Meeting. Wie kann Petra trotzdem konzentriert arbeiten und sich bestmöglich von ihrer Umgebung abschotten?
Für Online-Meetings empfehle ich ein professionelles Headset mit Mikrofon. Ich benutze ein Modell, das Hintergrundgeräusche perfekt ausblendet und sich nach der Arbeit platzsparend zusammenklappen lässt. Wichtig ist, das Mikrofon in Mundnähe zu platzieren, damit die Stimme in bester Qualität rüberkommt. Möchte Petra später entspannen und Musik hören, bieten ihr normale In-Ear-Kopfhörer genügend Geräuschunterdrückung.
Nach Ankunft in Frankfurt geht es mit dem Taxi ins Hotel. Dort muss die Tourismus-Managerin noch die Präsentation auf dem Notebook fertigstellen, mit der sie am Nachmittag einen potenziellen Neukunden vor Ort überzeugen möchte.
Für das Meeting hat Petra einen Konferenzraum im Hotel reserviert. Was gilt es zu beachten?
Im Hotel ist die WLAN-Sicherheit ein zentrales Thema. Grundsätzlich gilt: Traue keinem WLAN für sensitive Daten, speziell den ganz offenen Verbindungen ohne Passwort. Deshalb sollte Petra für ihre wichtige Präsentation den Hotspot ihres eigenen Smartphones nutzen. Dieser ist auf jeden Fall sicherer als jedes WLAN. Stellt ihr Reiseunternehmen ein Firmen-VPN zur Verfügung, also ein Virtual Private Network, ist sie auf der ganz sicheren Seite. Auch mit einer isolierten hochsicheren virtuellen PC-Umgebung – Virtual Desktop Infrastructure VDI genannt – kann nichts passieren. Ich selbst halte es so: Bin ich geschäftlich unterwegs, benutze ich immer mein Notebook mit andy-Hotspot. In den Ferien reicht mir ein iPad, das ich mit dem Hotel-WLAN verbinde.
Nach erfolgreichen Gesprächen und gemeinsamem Mittagessen ruht sich Petra im Zimmer kurz aus. Nach der Pause checkt sie ihre technische Infrastruktur für die Asienreise und arbeitet am Konzept, das sie in Thailand einer lokalen Tourismus-Behörde vorstellen wird.
Petra reist zum ersten Mal nach Thailand und sucht ein geeignetes Handyabo für ihren Datenverkehr. Wie geht sie am besten vor?
Ja, das kann ins Geld gehen, wenn sie ihr Abo nicht sorgfältig prüft. Heute bieten alle Mobilfunkanbieter für Auslandreisen zusätzliche Datenpakete, aufgeteilt in Zonen, zu sehr unterschiedlichen Preisen an. Für Vielreisende ausserhalb Europas empfehle ich eine zusätzliche SIM-Karte. Die meisten Smartphones unterstützen neben der Haupt-SIM-Karte zusätzliche virtuelle SIM-Karten, sogenannte eSIM. Gerade für Vielreisende wie Petra gibt es interessante und sehr flexible Daten-Angebote.
Tönt etwas kompliziert. Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Für Fernreisen nutze ich gerne die App «Nomad». Sie bietet für über 200 Reiseziele in Europa, Nordamerika, Asien und weiteren Regionen erschwingliche Datentarife zu fast lokalen Preisen an. Es gibt viele verschiedene Pakete, alle ohne Vertragsbindung und mit unterschiedlichen, auch kurzen Laufzeiten. Interessierte können die Nomad-App im App Store downloaden, sich registrieren, eine Kreditkarte hinterlegen – und los gehts. Neben der Nomad-App, die ich wegen des einfachen Handlings schätze, gibt es viele vergleichbare Apps wie DENT, Saily oder Ubigi.
Zur Vorbereitung des Bangkok-Treffens ist am nächsten Morgen eine kurze Videokonferenz geplant. Petra steht früh auf und richtet sich für das Online-Treffen ein.
Welche Infrastruktur empfehlen Sie für das virtuelle Treffen, bei dem Petra die Rolle der Moderatorin innehat?
Für den Videocall ist neben dem Notebook ein zweiter Bildschirm hilfreich. So hat Petra als Moderatorin alle Teilnehmenden in vernünftiger Grösse im Überblick und kann gleichzeitig Dokumente teilen und erläutern. Heute bieten verschiedene Hersteller leichte mobile Bildschirme zu attraktiven Preisen. Sie werden ohne zusätzliche Stromversorgung via USB-C direkt ans Notebook angeschlossen. Noch ein Tipp für Apple User: Wer ein MacBook und ein iPad dabeihat, kann das iPad als zweiten Bildschirm nutzen.
Der Asien-Flug rückt näher. Petra reist zum ersten Mal in diese Region, checkt vorsichtshalber nochmals ihre Kommunikations-Infrastruktur.
Oft gibt es in fremden Ländern technische Hürden wie unpassende Stecker und Buchsen. Was sollte Petra für ihre Asienreise speziell beachten?
Mittlerweile haben alle elektronischen Helferlein eine USB-C-Buchse zum Aufladen. Das Ladegerät sollte immer einen zweipoligen Eurostecker haben, der in vielen Ländern passt. Mit den in der Schweiz noch üblichen dreipoligen Steckern ist man im Ausland aufgeschmissen. In Thailand wird Petra ihr Ladegerät mit Eurostecker in den meisten Businesshotels verwenden können. Im Notfall kann sie an der Reception um einen Adapter bitten. Apropos Stromversorgung: ich empfehle allen Reisenden zur Sicherheit eine Powerbank mitzunehmen. So können Smartphone und andere Geräte jederzeit und überall aufgeladen werden. Aber Vorsicht beim Security-Check am Flughafen! Airlines haben klare Regeln für mitgeführte Powerbanks. Bei Swiss und weiteren Airlines sind Powerbanks bis 100 Wh ohne Genehmigung erlaubt, grössere Modelle benötigen eine Bewilligung der Airline. Es lohnt sich deshalb, frühzeitig einen Blick auf die Website der entsprechenden Airline zu werfen. Powerbanks dürfen wegen des Brandrisikos nur im Handgepäck und nicht im Aufgabegepäck mitgeführt werden.
Gibt es weitere technische Gadgets oder Geräte, die Sie empfehlen?
Für Menschen, die dazu neigen, ihren Rucksack, ihre Tasche oder andere wichtige Gegenstände liegenzulassen oder gar zu verlieren, ist ein kleiner Tracker hilfreich. Es ist ein praktisches Ortungsgerät, das sich per Bluetooth und dem Netzwerk des Herstellers – am bekanntesten ist der AirTag von Apple – verfolgen lässt. Man legt die flachen runden Dinger in den Koffer, befestigt sie am Rucksack, am Schlüsselanhänger oder anderen Objekten. Sie zeigen auf dem Smartphone den aktuellen Standort, je nach Modell, sieht man auch die ganze Route dorthin. Um Missbrauch, speziell Stalking, zu verhindern, gibt es Warnhinweise, wenn ein fremder Tracker längere Zeit unwissentlich mitgeführt wird.