Im Sommer 2025 verzeichnete die Schweiz mit 25 Millionen Logiernächten erneut einen neuen Höchstwert. Die positive Dynamik seit 2021 setzte sich damit im fünften Jahr in Folge fort. Neben der anhaltend hohen Reisefreudigkeit trugen mehrere Sondereffekte zum Rekordergebnis bei. Besonders die Grossveranstaltungen wirkten als starke Impulse. Die Fussball-Europameisterschaft der Frauen zog zahlreiche Fans in die Schweiz und führte im Juli zu einem Anstieg der britischen Logiernächte um 36 Prozent, besonders an den Austragungsorten und in den angrenzenden Kantonen. Auch der Eurovision Song Contest in Basel wirkte sich positiv auf die Nachfrage aus. Insgesamt legten die europäischen Gäste kräftig zu, begünstigt durch den stabilen Eurokurs und die günstigen Wetterbedingungen. Von diesen profitierten auch die inländischen Gäste, deren Nachfrage erstmals seit längerer Zeit wieder deutlich zunahm. Dagegen kühlte das Nachfragewachstum aus den Fernmärkten, insbesondere aus den USA, merklich ab.

Winter 2025/26: Wachstum verliert an Tempo

Für den kommenden Winter erwartet BAK Economics ein moderates Wachstum der Logiernächte um 0.9 Prozent (+161’000). Im Vergleich zum Sommer schwächt sich das Nachfragewachstum ab, da mehrere Sondereffekte wegfallen. Zu Beginn des letzten Winters herrschten aussergewöhnlich gute Wetterbedingungen, die sich kaum wiederholen dürften. Die inländische Nachfrage bleibt insgesamt auf hohem Niveau, zeigt jedoch ein gemischtes Bild. Die konjunkturelle Lage bleibt schwach, und die Arbeitslosigkeit dürfte leicht ansteigen. Gleichzeitig entlastet die tiefe Inflation die Haushalte und schafft Spielraum im Reisebudget. Obwohl die Konsumentenstimmung insgesamt gedämpft ist, wird die eigene finanzielle Situation positiver eingeschätzt. Für die inländische Nachfrage wird ein Wachstum von 0.5 Prozent (+45’000) erwartet. Die europäischen Gäste zeigten sich zuletzt trotz schwacher Wirtschaftslage erstaunlich robust, und dieser Trend dürfte sich im Winter fortsetzen.

Der Schweizer Franken bleibt zwar hoch bewertet, hat sich aber im bisherigen Jahresverlauf trotz geopolitischer Spannungen kaum aufgewertet. Da bei den Zinsen nur geringe Veränderungen erwartet werden, dürfte auch der Eurokurs stabil bleiben. Für die europäischen Gäste wird ein Anstieg der Logiernächte um 0.9 Prozent (+48’000) prognostiziert. Bei den Fernmärkten verlangsamt sich die Wachstumsdynamik deutlich. Erstmals seit 2021 dürfte das Wachstum der US-Gäste im Winter nicht mehr zweistellig ausfallen. Hauptursachen sind die starke Abwertung des US-Dollars und die negativen Folgen der US-Zollpolitik, die vor allem die eigene Wirtschaft belasten. Dennoch ist mit weiterem Wachstum zu rechnen, da US-Reisende tendenziell wenig preissensibel sind und in der Vergangenheit auch auf schwächere wirtschaftliche Phasen kaum reagiert haben. Das Wachstum aus Asien dürfte ebenfalls verhalten bleiben. Insgesamt erwartet BAK Economics für die Fernmärkte ein Wachstum von 1.9 Prozent (+68’000).

Sommer 2026: Auswirkungen der Handelspolitik kommen bei den Touristen an

Für den Sommer 2026 rechnet BAK Economics mit einer weiteren Abschwächung des Wachstums. Hauptgrund sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der US-Zölle, die sich mit einiger Verzögerung auf die Konsumenten auswirken und die Reisetätigkeit dämpfen dürften. Dadurch entwickelt sich auch die inländische und europäische Nachfrage nur verhalten. Das Wachstum wird hauptsächlich von den Fernmärkten getragen, wobei sich der Fokus aufgrund der Schwäche in den USA und Asien stärker auf neue Wachstumsmärkte verschiebt.

Der Wandel bei den Fernmärkten

Die Analyse der Entwicklung der Fernmärkte zeigt einen deutlichen Strukturbruch. Klammert man die USA aus, so waren in den 2010er-Jahren die wichtigsten Wachstumstreiber die asiatischen Länder, insbesondere China, aber auch Indien und Staaten in Südostasien. Dieses Bild hat sich grundlegend verändert. Viele dieser Länder haben bis heute nicht wieder das Niveau von 2019 erreicht. Stattdessen gehören nun andere Märkte zu den zentralen Wachstumsträgern. Dazu zählen Schwellenländer wie Brasilien und Mexiko sowie englischsprachige Länder wie Kanada und Australien. Damit wird die Gästestruktur des Schweizer Tourismus zunehmend vielfältiger. Für die Destinationen entsteht dadurch eine komplexere Herausforderung, zugleich aber auch neue Chancen, etwa durch veränderte Reisezeiten und eine bessere Nachfrageverteilung über das Jahr hinweg.

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