Entscheidungsträger sehen Anpassung an den Klimawandel als wichtiges Zukunftsthema

Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO hat in einer Umfrage im Sommer 2024 Führungskräfte und Entscheidungsträger aus dem Schweizer Tourismus gefragt, welche Zukunftsthemen sie für den Schweizer Tourismus als relevant erachten. Gefragt wurde nach der Relevanz von 45 möglichen Zukunftsthemen aus den Themenbereichen Gesellschaft, Technologie, Umwelt, Politik und Wirtschaft. Als insgesamt wichtigstes Thema überhaupt wurde von den 85 teilnehmenden Persönlichkeiten die Anpassung des Tourismus an den Klimawandel genannt. Auf einer Skala von 1 (=überhaupt nicht relevant) bis 6 (=sehr relevant) erreichte die Anpassung an den Klimawandel einen überaus hohen Wert von 5.5. Führungskräfte und Entscheidungsträger im Schweizer Tourismus erachten somit die Anpassung an den Klimawandel als ein entscheidend wichtiges – wenn nicht sogar das wichtigste – Zukunftsthema für den Schweizer Tourismus.

Diese Einschätzung kommt nicht überraschend, ist doch der Klimawandel für alle spürbar geworden. So belegen etwa Daten der Klimawandeldienstes Copernicus der Europäischen Union, dass der Sommer 2024 sowohl in Europa wie auch weltweit der heisste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen ist. Systematische Anpassung an den Klimawandel Für den Schweizer Tourismus ist die Anpassung an den Klimawandel kein neues Thema. So sind Themen wie Saisonverlängerung und Förderung des Ganzjahrestourismus bereits seit einiger Zeit wichtige Themen unter Touristikern. Vor allem alpine, auf den Schneesport ausgerichtete Destinationen machen sich Gedanken, wie sie ihre Abhängigkeit vom Schneesport reduzieren und ihr touristisches Angebot diversifizieren können. Zurzeit mangelt es allerdings häufig an einer genügend systematischen und strategischen Herangehensweise, insbesondere auf Destinationsebene.

Hier setzt eine vom SECO über das Innovationsförderprogramm Innotour geförderte Initiative – das Projekt «Kompass Schnee» – an. Dieses im Frühling 2024 lancierte und bis 2026 dauernde Projekt wird von einer breit gefächerten Tourismusallianz getragen und zielt darauf ab, Orientierung zu bieten und Entscheidungsträger bei der strategischen Ausrichtung sowie zukünftigen Investitionen zu unterstützen.

Grundlage bilden wissenschaftlich fundierte Klimaprognosen für die verschiedenen Wintersportregionen der Schweiz. Darauf aufbauend sollen Trends entwickelt werden und Massnahmen je nach Betroffenheit und Auswirkung in den einzelnen Destinationen abgeleitet werden. Den Entscheidungsträgern in den Destinationen soll so ein Werkzeug zur Verfügung gestellt werden, um optimale Klimaanpassungsstrategien zu definieren und umzusetzen. Neben solchen Projektförderungen unterstützt das SECO im Rahmen seiner Tourismuspolitik den Tourismussektor bei der Anpassung an den Klimawandel auch mittels Wissensaufbau und Wissenstransfer, beispielsweise über die Wissens- und Vernetzungsplattform «Tourismus Forum Schweiz TFS». Im Kontext des TFS beabsichtigt das SECO sich in der kommenden Zeit insbesondere auch mit dem klimabedingten Anpassungsbedarf bei den Geschäftsmodellen touristischer Unternehmen zu befassen.

Das SECO unterstützt Projekt «Klimaneutrale Destinationen», zu denen auch die Valposchiavo zählt. © Shutterstock, Simone Polattini

Der Tourismussektor ist auch beim Klimaschutz herausgefordert

Der Tourismussektor ist nicht nur mit der Anpassung an den Klimawandel, sondern auch mit dem Klimaschutz herausgefordert. Der Tourismussektor ist in der Schweiz und weltweit ein relevanter Verursacher von Treibhausgasemissionen, wobei insbesondere die touristische Mobilität und dabei vor allem der Flugverkehr ins Gewicht fallen. Wie auf gesamtwirtschaftlicher und gesamtgesellschaftlicher Ebene gilt auch spezifisch für die touristischen Akteure die Aufforderung, die Emission von Treibhausgasen kontinuierlich zu reduzieren und bis 2050 einen «Netto-Null-Tourismus» zu erreichen.

Die Rahmenbedingungen hierfür werden auf Bundesebene primär im Rahmen der Klima- und Energiepolitik gelegt. Dies gilt sowohl für die Regulierung als auch für die Förderung der Dekarbonisierung. Die Tourismuspolitik ist hierbei nicht federführend. Das SECO sieht seine Aufgabe komplementär zur Klima- und Energiepolitik und arbeitet diesbezüglich proaktiv mit den für die Klima- und Energiepolitik zuständigen Bundesämtern zusammen.

Erfreulicherweise kann festgestellt werden, dass der Klimaschutz und die Dekarbonisierung des Tourismussektors unter den Touristikern zunehmend als dringliches Anliegen wahrgenommen wird. Dies lässt sich u.a. auch aus der bereits erwähnten Umfrage unter touristischen Führungskräften und Entscheidungsträgern ablesen. Neben der Anpassung an den Klimawandel wurde in der Umfrage auch der Klimaschutz mit einer Bewertung von 5.2 als sehr relevantes Zukunftsthema für den Schweizer Tourismus eingestuft. Die spürbare Sensibilisierung für den Klimaschutz äussert sich zudem auch in der Tourismusförderung des SECO. Es werden aktuell aus dem Schweizer Tourismus deutlich mehr Anträge für finanzielle Unterstützung von Klimaschutz Projekten eingereicht.

Zu erwähnen ist beispielsweise das vom SECO unterstützte Projekt «Klimaneutrale Destinationen». Im Rahmen dieses Projekts ist u.a. ein Leitfaden erarbeitet worden, der Destinationen unterstützt, beim Klimaschutz strategisch und systematisch vorzugehen.

Das SECO erachtet solche touristischen bottom-up Initiativen als sinnvolle Ergänzung zu nationalen, gesamtwirtschaftlichen Klimaschutzstrategien und -massnahmen.

Handlungsbedarf ist erkannt und Handlungswille steigt

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Schweizer Tourismus den grossen Handlungsbedarf bezüglich Klimaanpassung und Klimaschutz erkannt hat und den Willen zur proaktiven Gestaltung des notwendigen Transformationsprozesses signalisiert. Das SECO unterstützt den Tourismussektor bei der Bewältigung dieser grossen Herausforderung komplementär und in Abstimmung zur Klima- und Energiepolitik des Bundes.

Richard Kämpf, Leiter Ressort Tourismuspolitik
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
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