Herrliche Strände und das azurblaue Meer, erstklassige Küche und Weine, eine lebendige Kulturszene sowie die herzliche Gastfreundschaft der Einwohner machen dieses mediterrane Juwel komplett. Die Region um Tunis ist auch für MICE-Gruppen der perfekte Ort, und sie kehren jeweils begeistert zurück.

Bereits vor einigen Jahren entschied sich der Autor, nach Tunis zu reisen. In einer Ausstellung bewunderte er die fabelhaften Aquarelle von Paul Klee, die eine mediterrane Welt aus Licht, Farbe und Abstraktion zum Leben erweckten. Die abstrakten Formen weckten die Sehnsucht nach einem multikulturellen Mittelmeerraum, in dem Ost und West, Afrika und Europa aufeinandertreffen und sich gegenseitig bereichern. Er träumte von lebendigen Medinas, eleganten Kolonialvierteln, bezaubernden Küstendörfern und der faszinierenden Geschichte von Karthago, dem stolzesten Feind Roms.

Nur eineinhalb Flugstunden von der Schweiz

Vor einigen Wochen ist es endlich so weit: An einem verregneten Oktobertag besteigen wir ein Flugzeug, das uns nach Tunis bringt. Die Überraschung: Das scheinbar weit entfernte Tunesien ist in Wirklichkeit nur eineinhalb Flugstunden entfernt. Tunis begrüsst den Besucher mit Sonnenschein, Meeresbrise und dem lebhaften Treiben einer pulsierenden Mittelmeerstadt.

Die tunesische Sprache klingt süss in unseren Ohren. Leider spricht sie keiner in der Gruppe, aber Französisch und Englisch helfen, und die Suche nach einem Taxi ist ein Kinderspiel. Der Taxifahrer erzählt von der Stadt, während sich alle darauf freuen, sie am nächsten Tag zu erkunden.

Nach unserer Ankunft in La Marsa, einem Küstendorf in der Nähe von Tunis, geniessen wir ein erfrischendes Bad im klaren Meer und verbringen den Spätnachmittag am Strand. Der Auftakt in Tunis klingt fröhlich aus und deutet auf unvergessliche Tage hin.

Tunis und die Medina

Der zweite Tag beginnt mit einem feinen Frühstück auf der Terrasse und schon sind wir bereit, Tunis zu erkunden! Zunächst nähern wir uns dem Herzen der Stadt, der Medina, die von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde, indem wir die Avenue Habib Bourguiba entlang spazieren, eine prächtige, mit riesigen Ficus-Bäumen geschmückte Allee, an der sich Terrassen von Cafés und beliebten Restaurants und eine elegante Mischung aus kolonialer und modernistischer Architektur zur Freude der Architekturliebhaber reihen. Die lange Allee führt schliesslich zum Place de la Victoire, wo die alte Porte de France, eines der Haupttore der Stadtmauern, den Eingang der Medina prägt.

Von dort aus kann man durch die Gassen der Altstadt schlendern und in die orientalische Atmosphäre des Basars und der Markthalle von Tunis eintauchen. An den Marktständen kann man neben den üblichen Obst und Gemüsen die besten tunesischen Datteln, exotische Gewürze und Harissa, eine scharfe Chilipaste, die in der tunesischen Küche nicht fehlen darf, kaufen. Auf dem Fischmarkt ist das Spektakel durch das Geschrei der Marktschreier gesichert, die versuchen, den Fisch so teuer wie möglich zu versteigern.

Für Liebhaber der Kunstgeschichte ist ein Abstecher zum historischen Grand Hotel de France, das nur einen Steinwurf von der Markthalle entfernt liegt, ein Muss. Hier kann man noch die Atmosphäre der berühmten Tunisreise von Paul Klee, August Macke und Louis Moilliet spüren, deren Eindrücke von Licht, Farbe und Form die Entstehung der modernen abstrakten Malerei spürbar beeinflusst haben: Die noch original erhaltene Dekoration und Einrichtung von 1914 und sein zeitloser Charme lassen uns die Zeit jener mythischen Reise wieder aufleben und lassen uns eine sanfte mediterrane Atmosphäre erleben.

Im Bazar der Medina von Tunis.
Zauber von 1001 Nacht: Im Bazar der Medina von Tunis. © Alberto Fabbris

Enorme Fülle an Produkten

Weiter durch die engen Gassen der Medina, wird man von der enormen Fülle an Produkten in den kleinen Geschäften des Basars überwältigt. Ziseliertes Kupfer, Kilim-Teppichen, Textilien, Terrakotta-Geschirr, Parfüms, Salben und Leder überwältigen die Sinne. Schliesslich verfallen wir dem Charme des Antiquitätenladens Ste. L’Orient Bazar von Kamel Ben Ghorbal, der für seinen bezaubernden Schmuck und seine kostbaren Stoffe bekannt ist, und begeben uns auf eine faszinierende Reise durch die Zeit, umgeben von Edelsteinen und geheimnisvollen Objekten.

Die Medina ist wirklich eine Welt für sich. Wer den Charme hinter den Türen erleben möchte, sollte unbedingt das Boutique-Hotel Dar el Jeld besuchen. Es entstand durch die geschickte Renovierung eines typischen Medina-Palastes und ermöglicht Einblicke in die charakteristischen Innenhöfe. Auf der Dachterrasse des Hotels gönnen wir uns einen Drink und geniessen den einzigartigen Blick auf ganz Tunis, während wir uns kurz von dem bunten Treiben der Medina erholen.

Nach den vielfältigen Impressionen der Medina kehren wir zurück zum Hotel in La Marsa. Dort möchten wir am späten Nachmittag die Sonne am Strand geniessen und uns vom warmen Mittelmeer verwöhnen lassen. Um den erfolgreichen Tag gebührend zu feiern, besuchen wir anschliessend ein köstliches Restaurant mit tunesischer Küche. Dort entdecken wir die Vielfalt dieser kulinarischen Tradition, begleitet von erstklassigem Olivenöl und köstlichem Wein aus der Region. Diese Genüsse sind lebendige Zeugnisse einer jahrtausendealten Kultur: Phönizier, Karthager, Römer, Araber und Osmanen haben eine beeindruckende enogastronomische Tradition geprägt, die auch heute noch in den traditionellen tunesischen Gerichten zu schmecken ist.

Geschichte, Kultur und Kunst

Am dritten Tag stehen Karthago und das Bardo-Museum auf dem Programm und ermöglichen, die grossen Kulturen der Vergangenheit zu entdecken. Ein Besuch im Atelier der Glaskünstlerin Salika und im Künstlerdorf Sidi Bou Said rundet diesen Tag ab. Alles ist nahe beieinander und deshalb machbar.

Beim Eintreffen am Bardo-Museum beeindruckt uns die zeitgenössische Architektur, die von grossen, fliessenden Räumen dominiert wird, in denen wir die weltweit einzigartige Sammlung prächtiger römischer Mosaikböden bewundern können.

Nach der Besichtigung des alten Teils des Museums, des Bardo-Palastes, mit seinen reich verzierten Sälen aus verschiedenen Epochen, machen wir einen Ausflug an die Küste, um die aussergewöhnlichen punischen und römischen Überreste von Karthago zu besichtigen. Die legendäre Stadt wurde von der Königin Dido gegründet, die nach der Vertreibung aus ihrem Königreich an der afrikanischen Küste landete und die dortigen Häuptlinge mit einer List davon überzeugte, ihr ein Siedlungsgebiet zu überlassen: Alles, was sie brauchte, war ein Stück Erde von der Grösse eines Ochsenfells. Doch Dido bewies ihren Einfallsreichtum und schnitt die Haut in sehr dünne Streifen, die, aneinandergereiht, ein riesiges Gebiet abgrenzten, das gross genug war, um Karthago zu gründen. Diese legendären Stätten sind Teil des Unesco-Erbes und können im archäologischen Park von Karthago besichtigt werden, wo die Antoninus-Thermen, der Park der Villen und der antike Hafen auch heute noch für Staunen sorgen.

Ein Meisterwerk der Glasbläserkunst

Wir setzen unsere Reise durch Kultur, Geschichte und Kreativität fort und landen in Gammarth, einem Dorf in der Nähe von Karthago, das einen der faszinierendsten Orte des zeitgenössischen Tunesiens beherbergt: Das Atelier der Künstlerin Sadika ist ein Meisterwerk der Glasbläserkunst. Umgeben von Grün, mit einem Ausstellungsraum, einem Café und einer Boutique, sind die Öfen das Herzstück der künstlerischen Produktion von Sadika, und wenn man Glück hat, kann man die Künstlerin zusammen mit ihren Mitarbeitern bei der Arbeit beobachten.

Nach einer Kaffeepause im Garten des Ateliers ist es an der Zeit, den Kulturtag in Sidi Bou Said zu beenden, einem malerischen blau-weissen Künstlerdorf, das auf den Klippen von Karthago thront: Hier bietet es sich an, gemütlich zwischen den Kunstgalerien zu spazieren oder einfach den einzigartigen Ausblick auf den Golf von Tunis zu geniessen, am besten von einer Terrasse wie der des Restaurants La Villa Bleue mit Blick auf die Steilküste.

Am Ende der Hauptstrasse muss die Reisegruppe noch einige Stufen hinaufsteigen, um das Café des Nattes zu erreichen, eines der bekanntesten Lokale der Stadt. Dort feiern wir das Ende unserer Reise zwischen Meer, Gastronomie und Kultur. Auf den Matten liegend geniessen wir unseren Pfefferminztee und kosten die köstlichen Bambalouni (gefüllten Krapfen). Zu anderen Zeiten weilten hier Paul Klee, August Macke und Louis Moilliet, und die Erinnerung an sie schwebt noch immer im Raum. Hier wird deutlich, was die Tunisreise der drei Maler in der Kunstgeschichte so einzigartig gemacht hat: Das Licht und die Farben durchdringen alles und hinterlassen unauslöschliche Spuren. Unsere Reise nach Tunis hat auch in Köpfen und Herzen tiefe Spuren hinterlassen: Die tausendjährige Kultur, die einzigartige Küche, die atemberaubenden Strände und das Meer sowie vor allem das Lächeln und die Gastfreundschaft der Tunesier haben uns verzaubert. Wir versprechen, bald wiederzukommen, denn Tunis ist definitiv näher, als man denkt!

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