Zuweilen schleichen sich neue Begriffe in den Wortschatz ein: «Bleisure» und «Workation» sind zwei davon. Beide sind Kunstwörter, welche sich aus den englischen Begriffen Business (Geschäft) und Leisure (Privat), respektive Work (Arbeit) und Vacation (Ferien) zusammensetzen. Bleisure und Workation sind zwar ähnlich, aber unterscheiden sich dennoch in einem wichtigen Punkt: Bei Letzterer wird das Arbeiten komplett an einen idyllischen (Ferien-)Ort verlegt. Die räumliche Verlagerung des Arbeitsplatzes hilft ja oftmals, den Kopf für neue Ideen frei zu bekommen. Die Füsse im Pool, der Laptop auf dem Schoss – gerade durch die Pandemie hat diese Arbeitsform einen signifikanten Aufschwung erlebt.

Digitale Nomaden

Denn die Firmenreiseprogramme haben sich an die von der Pandemie hervorgerufenen neuen Arbeitsweisen angepasst, und damit sind nun in vielen Firmen die Zeiten der starren Beschäftigungspolitik passé. Unternehmen sehen diese Trends auch als neue Möglichkeit, um sich von der Konkurrenz abzuheben und in Zeiten des Fachkräftemangels neue Mitarbeitende für sich zu gewinnen. So haben viele Unternehmen ihre Arbeitsplatzpolitik an die Bedürfnisse von digitalen Nomaden und hybriden Mitarbeitenden angepasst. Zudem gewinnt der Fokus auf Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung, wobei die Kombination von Arbeit und Freizeit bei einer Workation auch dazu beitragen kann, den CO2-Fussabdruck zu reduzieren. Derweil sind Bleisure-Reisen kein wirklich neues Phänomen: Bereits 2017 stellte eine GBTA- Studie fest, dass rund 40 Prozent der Geschäftsreisenden Bleisure-Reisende waren, da sie ihre Geschäftsreisen zu Freizeitzwecken verlängerten. Mittlerweile dürften sich dieser Trend noch akzentuiert haben.

Oftmals ist es schwierig zu beurteilen, wann Reisende vom Businessgast zum Freizeitgast werden. © Shutterstock

Neue Möglichkeiten

Sowohl Workation wie auch Bleisure-Reisen bieten offensichtliche neue Chancen: Für Hotels eröffnet sich die Möglichkeit, die Zwischensaisons besser zu nutzen, da Geschäftsreisende normalerweise nicht in den Feriensaisons reisen. Ausserdem lassen sich diese ganz generell für einen längeren Aufenthalt animieren. Es ist kein Geheimnis, dass Bleisure-Reisen ein wachsendes Segment in Hotels auf der ganzen Welt sind. Zudem: Bleisure-Reisende sind typischerweise Vielreisende. In mehr als der Hälfte der Fälle sind sie für gewöhnlich allein unterwegs und bringen für den anschliessenden Freizeitaufenthalt Partner oder Familie mit – was wiederum Mehreinnahmen für die Hotels bedeutet. Kein Wunder, reagierte die Tourismusbranche vielerorts schon auf diesen Trend: Hotelbetriebe erweitern ihr Angebot hin zu einer arbeitsfreundlichen Infrastruktur, und einige Länder wie Estland, Kolumbien oder Griechenland bieten mittlerweile «Digitale Nomad Visa» für Langzeitreisende an – oder werben explizit damit, über die notwendige Infrastruktur zu verfügen, damit Reisende Arbeit mit Freizeit verbinden können. Davon ist die Schweiz allerdings noch weit entfernt.

Willkommene Zusatzeinnahmen

Dennoch macht dieser Trend auch vor der Schweiz nicht halt, und vereinzelt sei dieser durchaus spürbar, wie Yvonne Fanconi, Stv. Leiterin des Hotel Doms in St.Gallen, bestätigt: «Aber es ist immer schwierig zu beurteilen, wann Reisende vom Businessgast zum Freizeitgast werden.» Teilweise würden die Gäste ihre Reservation um ein bis zwei Nächte verlängern und dabei den Wunsch äussern, dass sie die Stadt und die Sehenswürdigkeiten noch etwas erkunden möchten. «Auch kommt es öfters vor, dass die Partnerin oder der Partner zusätzlich für ein, zwei Nächte anreist», bestätigt Fanconi. Ein weiterer Vorteil für das Hotel: Der Verkauf von Zusatzleistungen wie Museumstickets oder Wellness-Eintritte bieten sich hierbei ideal an.

Bleisure-Reisen sind ein wachsendes Segment – auch in der Schweiz. © Shutterstock

«Gäste sind flexibler als früher»

Ähnlich tönt es in beim Bürgenstock Resort Lake Lucerne: Die meisten Gäste seien zwar Ferienreisende, die die spannenden Angebote, Freizeit-Aktivitäten sowie die schöne Natur des Bürgenstock Resorts geniessen möchten. «Aber wir stellen fest, dass Business-Gäste wie CEOs, die viel Verantwortung haben und Freiberufler, die ständig erreichbar sein müssen, ihre freie Zeit bestmöglich nutzen wollen», erklärt Nelson Tytus, Director of Rooms & Guest Services. Statt nach den Ferien ins Büro zurückzugehen, könnten Gäste auch längere Aufenthalte geniessen, das Schöne mit dem Nützlichen verbinden und im Hotel vor Ort arbeiten. «Ausserdem sprechen wir mit diesen neuen Möglichkeiten auch Familien an, die ihre Freizeit bei uns verbringen können, während ein Familienmitglied arbeiten muss. Die Gäste sind flexibler als früher», sagt Nelson Tytus.

Wichtig seien dabei optimale Infrastrukturen im Zimmer, um bequem arbeiten zu können: Grosszügige Arbeitsbereiche mit passenden Tischen und komfortablen Stühlen, verschiedene Steckdosen, natürliches Licht, Kaffeemaschine, Minibar und Room Service sowie unterschiedliche Rückzugsmöglichkeiten in den Suiten und natürlich eine starke Internetverbindung. «Dank des Designs des Bürgenstock Resorts können Gäste auch von vielen diskreten Orten und Businessräumen ausserhalb des Zimmers profitieren.»