Wen man auch fragt: Steigende Kosten machen sich auf allen Ebenen bemerkbar. Die Energiekosten steigen, die Löhne werden nach oben angepasst, die Waren sind teurer, ebenso das Material für den Unterhalt des Gebäudes. «Fast die komplette Wertschöpfungskette ist betroffen», sagt Dejan Savic, Geschäftsführer Gastronomie im Hotel Marina Lachen. «Wir können aber nicht alles auf unsere Preise umlegen.»

«Damit muss man leben»

Das geht auch anderen so: Ob das Bierhübeli in Bern, das Utopia Aarau, das Hotel Arc-en-Ciel in Gstaad oder die Eventerlebnis GmbH aus Schindellegi – sie können nicht alle steigenden Kosten ihrer Kundschaft anrechnen. Viele bleiben aber trotz der angespannten Lage ruhig. «Wir hatten lange eine Hochkonjunktur, nun geht es in die andere Richtung», sagt beispielsweise Tim Wetli, Vizedirektor des Hotels Arc-en-Ciel. «Damit muss man leben.»

In diesem Gstaader Hotel steigen die Energiepreise um das Vierfache. «Das wären im Schnitt 50 Franken pro Übernachtung», sagt Tim Wetli. «Das können wir nicht einfach so an unsere Gäste weiterverrechnen.» Sowieso folgten die Hotelpreise der Nachfrage und seien schwankend. «Wenn wir gut ausgelastet sind, können wir die Preise nach oben anpassen», sagt Wetli. «Bei einer schwächeren Buchungslage ist es schwieriger, die steigenden Kosten weiterzugeben.»

Steigende Kosten
Bisher heben viele Anbieter die Preise für ihre Seminarräume nicht an. © Shutterstock

«Alles wird brutal knapp»

«In den letzten 30 Jahren sind die Einkaufspreise und die Personalkosten kontinuierlich gestiegen», sagt Dejan Savic vom Hotel Marina Lachen. «Unsere Mittagsmenüs hingegen sind immer noch etwa gleich teuer.» Durch die nun rasant steigenden Kosten würden die sowieso schon knappen Margen in der Hotellerie und Gastronomie nun nochmals knapper. Im Marina Lachen können die Gäste auch Familienfeiern, Versammlungen und Seminare durchführen. Dies und die Hotelzimmer kosten derzeit noch nicht mehr. «Nun sind wir daran, das Budget 2023 zu erstellen», sagt Dejan Savic. «Wie die Preise dann aussehen werden, wissen wir noch nicht.»

Die Wertschätzung steigern

«Für uns gilt es, die Wertschätzung unserer Dienstleistungen hoch zu halten», sagt Dejan Savic. Ein Hotel verkaufe nicht einfach Essen, Trinken und Schlafen: «Wir bieten dem Gast ein ganzheitliches, betreutes und hoffentlich glückvolles Erlebnis in einem passenden Ambiente an.» Dazu gehörten das Gebäude und die Räume, Mobiliar, Heizung, Licht, Wasser, kompetente und herzliche Mitarbeitende. Natürlich müsse das Essen qualitativ und zeitlich richtig abgestimmt, die Getränke mit der korrekten Temperatur serviert und das Bett bequem, warm und kuschelig sein. «Dass ein Hotel ein sehr komplexer Betrieb für Prozesse und Menschen ist, gehört zu unserem Alltag», sagt Dean Savic. «Wichtig ist, dass wir es gerne für unsere Gäste tun – aber nicht umsonst.»

Bierzapfhahn
Alles wird teurer – auch das Bier. © Shutterstock

Drinks werden nicht teurer

Mit den steigenden Preisen hat auch das Kulturlokal Utopia in Aarau zu kämpfen. «Am Schluss bleibt einfach weniger in der Kasse», stellt Marcel Giger lapidar fest. Denn für ihn ist klar: Auch wenn der Einkauf nun teurer wird, bezahlen die Gäste an der Bar weiterhin gleich viel für ihren Drink. «Für mich hätte es einen schalen Beigeschmack, wenn wir die Preise anheben würden», sagt Marcel Giger: «Es wird derzeit ohnehin bereits viel ohne wirklichen Anlass teurer.» Auch die Kundschaft, welche im Utopia einen Raum für einen Anlass mietet, muss vorderhand nicht mehr dafür aufwenden.

Einen Franken mehr fürs Ticket

Auch im Berner Bierhübeli werden die Drinks nicht teurer. «Das halten wir ganz bewusst so», sagt Dave Naef. Allerdings schlägt der Kultur- und Konzertveranstalter einen Franken auf die Eintrittstickets auf. «Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein», so Dave Naef. «Bei rund 45’000 BesucherInnen im Jahr ergibt das aber doch eine beachtliche Summe.» Im Bierhübeli könnte es später weitere Preiserhöhungen geben – wo, ist aber noch offen. «Wir sind am Evaluieren», sagt Dave Naef. Das hänge auch davon ab, wie stark die Teuerung und die Lohnerhöhungen am Schluss tatsächlich zu Buche schlagen. Dies werden auch jene merken, die den Saal des Bierhübelis für eine Generalversammlung, ein Fest, einen Mitarbeiteranlass oder eine Produktelancierung mieten. «Wir wollen fair und so korrekt wie möglich Offerten stellen.»

Für den Optimisten Dave Naef ist klar: «Die Margen werden enger, die Herausforderungen grösser.» Das Bierhübeli werde neue Lösungen finden, die zum Betrieb passten. «Man muss nicht zu allem Ja sagen.» So wähle das Berner Kultur- und Konzertlokal bewusst nicht immer die günstigste, aber die richtige Lösung. «Was richtig ist, ist natürlich subjektiv.» Für die Bierhübeli-Equipe heisst dies beispielsweise: Lieber ein teureres Gastro-Angebot, dafür eines, das mit lokalen und saisonalen Bio-Produkten arbeitet.

Konzert
Tickets für Konzerte können teurer werden. © Shutterstock

Kaum Bands aus den USA

Die steigenden Preise haben auch Auswirkungen auf das Musikangebot in Europa, wie Dave Naef feststellt: «Derzeit treten sehr wenige US-KünstlerInnen bei uns auf.» Für sie sei es mit den hohen Treibstoffpreisen schlicht zu teuer, Flüge zu buchen und in Europa auf Tournee zu gehen. «Dafür sind Bands aus anderen Ländern unterwegs.»

Die Eventerlebnis GmbH aus Schindellegi organisiert das Rahmenprogramm für Anlässe jeder Art – oft für Mitarbeiteranlässe von grösseren Unternehmen. «Bei uns fallen vor allem die steigenden Treibstoffpreise ins Gewicht», sagt Inhaberin und Geschäftsführerin Germaine Antonietti. Denn das Unternehmen fährt zu den KundInnen an deren Anlässe. «Wir machen alles vor Ort.» Die teureren Benzinpreise verrechnet die Eventerlebnis GmbH teilweise den KundInnen. Diese verstünden dies. «Es ist unseren KundInnen auch etwas wert, dass wir zu Ihnen kommen und uns um alles kümmern», sagt Germaine Antonietti. Nicht der Preis stehe für die Kundschaft an erster Stelle, sondern der Rundum-Service.

Das Sparpotenzial

Viele Betriebe machen sich nun auf die Suche nach Sparpotenzial. «Energie sparen ist bei uns nur bedingt möglich – und zwar nur dort, wo es die Gäste nicht merken», sagt Tim Wetli vom Hotel Arc-en-Ciel. «Die Gäste kommen zu uns, um eine schöne Zeit zu haben.» Darum schränke das Hotel nichts ein, was den Komfort senken könnte: Das Spa bleibt wie gewohnt offen, die Raumtemperatur wird nur dort angepasst, wo sich keine Gäste aufhalten, die Lüftung bleibt eingeschaltet. Sorgen würde sich Tim Wetli über ein Blackout oder über ein Gstaad ohne Adventslichter. «Das wäre für uns schlimmer als steigende Energiepreise, denn wir verkaufen ein Wohlfühl-Erlebnis.»

Das Hotel Marina Lachen beschäftigt sich seit längerer Zeit mit der Frage des Energiesparens. Die Umstellung auf LED-Leuchtkörper im ganzen Betrieb ist bereits im Gang. «Wir untersuchen den Energieverbrauch unserer komplexen Gebäudestruktur», sagt Dejan Savic. Komplex ist sie, da sie aus einem historischen Bau aus dem 16. Jahrhundert sowie einem Gebäude aus den 1970er-Jahren und einem Neu- und Erweiterungsbau von 2007 besteht. «Darin die Kühlzellen, Heizung, Elektrizität und Weiteres unter einen sparsamen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung.»

Das Bierhübeli setzt bereits seit Jahren auf Nachhaltigkeit. Der Betrieb bereitet das Wasser vor Ort auf, stellte vor Jahren auf LED um und bezieht seine Waren bei Lieferanten aus der näheren Umgebung. Energie sparen gehört da dazu – das werden auch die PartygängerInnen merken: Zwar gibt es weiterhin in der kalten Jahreszeit Raclette auf der Terrasse. Doch diesen Winter wird das Zelt nicht beheizt. Dafür gibt es mehr Feuerstellen, die für etwas Wärme sorgen.

«Wir schaffen auch das»

Das Arc-en-Ciel ist ein Strom-Grosskunde. Käme es wirklich zur Energiemangellage, könnte der Bund eine Kontingentierung anordnen und den Grosskunden nur noch einen Teil jener Energie liefern, die sie effektiv benötigen. Tim Wetli meint dazu: «Vor drei Jahren hätte mich diese Aussicht schockiert. Heute sage ich: Wir sind durch Corona völlig durchflexibilisiert, wir schaffen auch das.»