Die Zahlen sind klar: 67 Prozent der Frauen reisen gerne alleine, während das nur auf 37 Prozent der Männer zutrifft. Und auch wenn Paare und Familien verreisen, haben in 80 Prozent der Fälle die Frauen den Reiseentscheid getroffen. Darum setzt Schweiz Tourismus nun vermehrt auf die Frauen. Und zwar vor allem im Bereich Outdoor.

Die Hälfte der Bevölkerung

Dabei betonte Sabina Brack von Schweiz Tourismus am Ferientag, dem Branchenanlass von Schweiz Tourismus, dass es die eine Zielgruppe Frau nicht gebe: «Die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich – die Bedürfnisse der Frauen unterscheiden sich daher je nach Alter, Interessen, Fähigkeiten und finanziellen Mitteln.» Doch gebe es aufgrund des Frauseins auch Parallelen zwischen ihnen. Gerade die alleinreisenden Frauen sind eine eher homogene Gruppe: 81 Prozent sind älter als 45 Jahre. Ihre Kinder sind nun schon fast erwachsen, die Karriere ist aufgegleist – diese Frauen legen den Fokus vermehrt auf ihre persönliche Entwicklung. Sie geniessen es, alleine unterwegs zu sein und sich nach niemandem richten zu müssen. Sie haben Zeit und meist auch Geld, sie sind neugierig und motiviert.

Mit Frauen für Frauen

Damit die alleinreisenden Frauen aber auch vermehrt Outdoor-Aktivitäten angehen, müssen sie sich in dieser Umgebung wohl fühlen. So sagt Sabina Brack: «Wir müssen Stereotyope in der Werbung vermeiden.» Also nicht nur Bergführer zeigen, sondern auch Bergführerinnen – und Frauen, die nicht zuhinterst in der Seilschaft sind, sondern mittendrin. Wichtig ist die Authenzität. Keine gutgekämmten langen Locken, die beim Jubel auf dem Gipfel im Wind flattern; sondern ungeschminkte, freudige Gesichter unter Wollmützen, die Jacke in der Kälte bis zur Nase hochgezogen. «Wir müssen echte Erlebnisse zeigen», sagt Brack.

Verkanntest Kundensegment
Beim Aufstieg aufs Allalinhorn. © Schweiz Tourismus

Ein Weltrekord

Ein Mittel sieht Schweiz Tourismus in Angeboten, die sich nur an Frauen richten. Letztes Jahr gab es dazu die Kampagne «100 Prozent Women Peak Challenge»: Mehr als 700 Bergsteigerinnen aus über 20 Ländern haben alle 48 Viertausender der Schweiz in reinen Frauenseilschaften mindestens einmal bestiegen. Dieses Jahr stand nicht weniger als ein Weltrekord an, der Frauen weibliche Vorbilder in den Bergen geben soll: Mitte Juni bezwang die längste Fauenseilschaft der Welt das Allalinhorn. In den Jahren 2023 und 2024 will Schweiz Tourismus den Fokus aufs Velofahren legen.

Sich willkommen fühlen

Identifikationsfiguren im Outdoor-Bereich reichen jedoch nicht: «Wir müssen den Frauen Angebote schaffen, in denen sie sich willkommen und wohl fühlen», sagt Brack. Reine Frauenangebote seien da hilfreich: Da treffen sie auf Gleichgesinnte, und es herrscht keine Wettbewerb-Atmosphäre. Zudem sei die Frage nach dem WC-Gang unterwegs weniger peinlich als in einer von Männern dominierten Gruppe. «Das sind kleine Sachen, helfen aber, Frauen zu mehr Outdoor-Aktivitäten zu ermutigen», sagt Brack.